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2) Quelle der Sicherheit und Ermutigung

»Es ist die Lehre der Vorsehung in alle Einzelheiten, die den Gerechten auch in Zeiten der Gefahr ein Gefühl der Sicherheit vermittelt; sie ermutigt einen zu sehen, dass der Pfad der Verpflichtung gleichzeitig auch ein Weg der Sicherheit und des Erfolges ist — dies ermutigt zu praktiziertem Streben nach tugendhaftem Leben, auch dann, wenn Not und Verfolgung drohen. Wie oft haben schon Wolken und Dunkelheit sich über sie versammelt, doch erinnern sie sich in der Gewissheit, die ihnen ihr Retter verleiht: ›Ich will dich nicht verlassen, noch dich versäumen.‹«246246     God Sovereign and Man Free, S. 46.

Die Gewissheit, die diese Lehre dem kämpfenden Heiligen schenkt, gründet im Wissen: Er bleibt nicht seiner eigenen Kraft oder Schwachheit überlassen, sondern steht ganz in der Hand des allmächtigen Vaters; über ihm thront das Banner der Liebe, unter ihm sind die ewigen Arme ausgebreitet. Er versteht nun, dass selbst der Teufel und all die Gottlosen, egal welche Stürme sie auch erzeugen mögen, von Gott in ihrem Walten nicht nur gebremst werden, sondern gezwungen sind, nach seinem Willen zu handeln. Elisa, einsam und vergessen, hat mehr auf die gesehen, die mit ihm waren als auf die, die gegen ihn waren, denn er sah die Streitwagen und Reiter Gottes in den Wolken. Die Jünger wussten, dass ihre Namen im Himmel angeschrieben sind; sie haben sich gewappnet, Verfolgung zu erleiden; wir lesen von einer Begebenheit, nach der sie auf Folter und Ablehnung »voll Freude vom Hohen Rat hinweggingen, weil sie würdig befunden waren, um des Namens (Jesu) willen Schmach zu leiden« (Apg 5, 41).

»Die göttliche Berücksichtigung der Prädestination samt unserer Erwählung in Christus ist voll von süßem, angenehmem und unaussprechlichem Trost für alle Gottseligen.«247247     Aus dem siebzehnten Artikel des Glaubensbekenntnisses der Kirche Englands.

Paulus ermahnte seine Leser, sich nicht zu fürchten. Nur das Wissen um einen Gott, der das ganze Universum souverän beherrscht und der uns dazu bestimmt hat, Geliebte zu sein, kann uns diesen großen inneren Frieden verschaffen.

Dr . Clarence E . Macartney sagt einmal in einer Predigt über die Prädestination:

»Die sogenannten Unglücksfälle und Missgeschicke des Lebens erscheinen in ganz anderem Licht, wenn wir sie durch das Glas der Prädestinationslehre sehen. Es ist traurig, Menschen ihr Leben bedauern zu hören: ›Wenn ich doch nur einen anderen Beruf ergriffen hätte‹, ›Hätte ich doch nur einen anderen Weg gewählt‹, ›Hätte ich doch nur einen anderen Partner geheiratet‹. Das alles ist schwach und unchristlich. Wir haben das Netz des Schicksals gewissermaßen mit eigenen Händen gewoben, doch Gott hat seinen Anteil daran. Es ist dieser Anteil, nicht unserer, was uns Glauben und Hoffnung gibt.«248248     Quelle nicht angegeben

Blaise Pascal, der einen hinterbliebenen Freund in einem wundervollen Brief nicht mit dem üblichen Trostpalaver eindeckt, sondern ihn mit dem Hinweis auf die Prädestination tröstet, sagt:

»Wenn wir dieses traurige Geschehnis nicht als Zufall, nicht als Notwendigkeit der Natur, sondern als unausweichliches, weil gerechtes und heiliges Ereignis ansehen, das sich einem Beschluss seiner Vorsehung verdankt, der vor aller Ewigkeit gefasst worden ist und welches in diesem Jahr, diesem Tag und dieser Stunde an diesem Ort und unter diesen Umständen geschehen musste, dann werden wir in demütiger Stille die undurchdringliche Erhabenheit seiner [Gottes] Geheimnisse anbeten; wir müssen die Heiligkeit seiner Dekrete verehren, so dass wir mit ihm, in ihm und für ihn alles das wünschen, was er in uns und für uns in alle Ewigkeit gewollt hat.«249249     Quelle nicht angegeben

Da der echte Calvinist in allem Gottes Hand und seine weise Absicht sieht, versteht er sein Leiden, seine Sorgen, seine Verfolgungen und Niederlagen nicht als Zufallsgeschehen, sondern als Summe vorhergesehener und vorherbestimmter Episoden; er sieht sie als notwendige Erziehung, die zu seinem Besten für ihn entworfen und geplant worden ist. Er weiß, dass Gott sein Volk nicht ohne Notwendigkeit züchtigt, sondern dass seinem göttlichen Plan zufolge alles, was ihm je zustößt, nach Zahl geordnet, gewogen und gemessen ist und dass all das Schwere keine Sekunde länger dauert, als Gott es für notwendig erachtet. In Sorgen neigt sich sein Herz instinktiv diesem Glauben zu, weil er erkennt, dass die Anfechtung aus weisen und gnädigen Gründen geschieht, mögen ihm die Gründe auch verborgen bleiben. Harte Anfechtungen mögen zunächst verletzen, doch ein wenig Überlegung wird ihn wieder zu sich selbst bringen, so dass die Sorgen und Bedrängnisse, wenn sie in großen Maßen drücken, bedeutungslos werden.

In Übereinstimmung damit sagt die Schrift: »Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Besten gereicht« (Röm 8,28). »Und ihr habt die Mahnung vergessen, die an euch wie an Söhne ergeht: Mein Sohn, achte die Züchtigung des Herrn nicht gering und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst! Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er und schlägt jeden, den er als Sohn annimmt« (Hebr 12,5f.).250250     Diese Stelle versteht der Calvinismus als vorherbestimmte Züchtigung, entworfen zum Besten des Gotteskindes. Auch Nichtchristen widerfährt Leid, und ohne das Wissen um Röm 8, 28 mag es so aussehen, als gebe es keinerlei Unterschiede zu all dem Leiden, das sie durchmachen. Der Arminianismus interpretiert die Stelle vom Ende her: „Zuletzt wird sich herausstellen, dass Gott all das Leiden zum Guten gebraucht hat.“ Der Calvinismus deutet das Leiden von der ewigen Bestimmung her. Damit bekommt es im Calvinismus eine andere Qualität als im Arminianismus, der im Leiden logischerweise auch (!) etwas Zufälliges sehen muss, was auch ganz anders hätte geschehen können. Für den Calvinismus ist das Leiden genau gemessen, gewogen und für einen gewissen Zweck bestimmt (A. d. Ü.). »Es ist der Herr. Er tue, was ihm wohlgefällt!« (1 Sam 3,18). »Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass die Leiden dieser Zeit nicht zu vergleichen sind mit der Herrlichkeit, die an uns offenbar wird« (Röm 8,18). »Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Schlechte in lügenhafter Weise wider euch aussagt um meinetwillen. Dann freuet euch und jubelt; denn groß ist euer Lohn in den Himmeln! So hat man schon vor euch die Propheten verfolgt« (Mt 5,11f.). »Wenn wir geduldig harren, dann werden wir mit ihm auch herrschen. Wenn wir verleugnen, wird er auch uns verleugnen« (2 Tim 2,12). »Ich habe nackt den Mutterschoß verlassen; ich fahre nackt dorthin zurück. Der Herr hat es gegeben. Der Herr hat es genommen. Gepriesen sei der Name des Herrn!« (Hiob 1,21). Wenn uns jemand beschimpft, sollten wir wenigstens nicht ärgerlich werden, denn wir erinnern uns an David, der gesagt hat: »Mag er fluchen. Denn der Herr heißt es ihn« (2 Sam 16,11).

Die Prädestination ist die Garantie unseres Heils! Anderes mag uns trösten, nur diese Lehre jedoch kann uns Sicherheit geben. Erst sie gibt dem Evangelium den Namen »Gute Nachricht«. Jedes Lehrgebäude, das behauptet, Christi Opfer an sich rette noch nicht, sondern bereite nur eine Möglichkeit für alle Menschen, wenn sie gewissen Bedingungen zustimmen251251     Hier hinein fällt die »Entscheidung für Jesus«, die der Arminianismus als Dreh- und Angelpunkt der Erlösung ansieht. Diese Entscheidung fällt ihm zufolge nicht Gott, sondern der Mensch. Das Evangelium ist und bleibt bloßes Angebot, ein Angebot »froher Botschaft« zwar, das aber immer erst noch aus freiem Willen akzeptiert werden muss, bevor es greifen kann (A. d. Ü.). , degradiert das Evangelium zu einem Weisheitsbuch. Jedes Lehrsystem, das nur eine »Chance« auf Errettung anbietet, muss logischerweise auch die Möglichkeit enthalten, dass jemand wieder verlorengehen kann. Was für ein Unterschied ist es aber für einen gefallenen Menschen, ob er gute Nachricht bekommt oder nur guten Rat?! Die Welt ist voll von guten Ratschlägen; die Bücher der heidnischen Philosophen sind voll davon, doch allein das Evangelium enthält die gute Nachricht: Gott hat den Menschen erlöst!

Der Calvinismus ist logisch, wenngleich streng; er führt aber nicht zu Traurigkeit und Schweigen, sondern macht aktiv und mutig. Es gibt Mut, wenn man weiß, dass man unsterblich ist, bis man seine Arbeit getan hat. Smith sagt über den Calvinisten:

»Seine Füße sind dem schrecklichen Abgrund entrissen und auf einen ewigen Felsen gestellt; anbetende Dankbarkeit durchzittert sein Herz, seine Seele weiß um die göttliche Liebe, die ihn nie mehr verlässt; sie weiß um die göttliche Kraft, die sie durchströmt und die in ihm [Gott] und durch ihn die ewige Absicht zum Guten verwirklicht. Dies umgürtet ihn mit unüberwindlicher Kraft. In edleren Sinn, als es Napoleon durchströmte, kann er von sich sagen: Ich bin ein ›Mann des Schicksals‹. … Mit einem Wort: Der Calvinismus ist das zufriedenstellendste und anregendste Glaubenssystem.«252252     Smith, The Creed of Presbyterians, S. 53, 94

Diese Gründe zur Ermutigung werden von anderen Beweggründen begleitet, die den Menschen bei Demut und Dankbarkeit halten. Er sieht sich in dieser Welt wie ein Stück Reisig, das dem Feuer entrissen worden ist. Er weiß, dass er sich seine Errettung nicht verdient hat, sondern dass er sie der Gnade und Barmherzigkeit Gottes verdankt, deshalb weiß er sich zutiefst von Gott abhängig; er hat den größten Antrieb, gottesfürchtig zu leben. Alles in allem kann kein sichererer Weg gefunden werden, einen Menschen mit Ehrfurcht, Demut, Geduld und Dankbarkeit zu erfüllen, als wenn seine Gedanken von der Lehre der Prädestination erfüllt sind.


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