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4) Das Werk Christi als vollendete Erfüllung des Gesetzes
Wäre die Sühne universell und unbegrenzt, so müsste sie — ganz wie der Arminianismus behauptet — einzig darin bestehen, den Fluch auszulöschen, der seit Adam auf der Menschheit liegt. Damit wäre sie nichts als ein Ersatz für die Art von Gesetzeserfüllung, die Gott in seiner unumschränkten Herrschaft anstelle der perfekten Erfüllung des Gesetzes angenommen hat. Gott verlangte danach nicht mehr die vollkommene Erfüllung dessen, was er geboten hat (wie etwa bei Adam), sondern böte die Erlösung quasi zu »günstigeren Bedingungen« an. Er räumte damit gesetzliche Hindernisse aus dem Weg und akzeptierte einen solchen Glauben und evangelischen Gehorsam, den ein Mensch mit gnadenvoll wiederhergestellter Gehorsams- und Glaubensfähigkeit aufbringen könnte, freilich mithilfe einer generellen Unterstützung des Heiligen Geistes. Die Gnade würde dadurch in einen einfacheren Zugang zur Erlösung ausgeweitet — Er akzeptierte praktisch 50 Cent für einen Dollar, weil der Mensch nicht mehr zahlungsfähig ist.
Der Calvinismus dagegen glaubt, dass das Gesetz vollkommenen Gehorsam verlangt, ganz wie schon bei Adam, und dass die Erfordernis vollkommenen Gehorsams für immer gilt und Gott nie den Eindruck hat vermitteln wollen, dass das Gesetz viel zu starr in seiner Forderung sei, seine Strafen zu rigoros seien oder dass das Gesetz irgendwie aufgehoben oder vermindert werden müsste. Die göttliche Gerechtigkeit verlangt, dass der Sünder bestraft wird — entweder er selbst oder ein Stellvertreter. Wir sind der Ansicht, dass Christus für sein Volk im engsten Wortsinn stellvertretend gehandelt hat und ihm eine vollkommene Erlösung von seinen Sünden erwirkt hat und damit nicht nur den Fluch ausgelöscht hat, der seit Adam auf der Menschheit liegt, sondern restlos alle Sünden getilgt hat. Er hat durch seine Sündlosigkeit ein Leben gelebt, das in vollkommenem Gehorsam gegenüber Gott gestanden hat und hat damit seinem Volk das ewige Leben erkauft. Wir glauben, dass Erlösung damals wie heute vollkommenen Gehorsam erfordert und dass das Verdienst Christi seinem Volk als einzige Basis seiner Erlösung angerechnet wird. Sein Volk geht in den Himmel ein — einzig bekleidet mit dem Kleid seiner vollkommenen Gerechtigkeit und ohne jedes Verdienst. Somit wird die Gnade, die pure Gnade, nicht durch Verringerung dessen vergrößert, was die Erlösung erfordert, sondern einzig in der Stellvertretung Christi für sein Volk. Er hat das für sein Volk erfüllt, was es selbst nie gekonnt hätte: er hat das Gesetz vollkommen erfüllt! Dieses calvinistische Prinzip macht klar: Das Gesetz muss seit Adam in jedem Fall ausnahmslos und vollkommen eingehalten werden. Es ist weder abgeschwächt noch abgeschafft worden, sondern ist angemessen gewürdigt worden, so dass seine Großartigkeit sichtbar wird. Beide, sowohl der Gerettete, für den Christus gehandelt hat, als auch der Verworfene, stehen unter dem Gesetz, dessen Majestät in Kraft und Amt ist.
Stimmte die arminianische Theorie, dann bedeutete dies, dass letztlich Millionen verlorengehen, für die doch Christus gestorben ist. Die Erlösung, die für sie errungen worden ist, betrifft sie nicht wirklich oder wirksam. Welchen Nutzen könnten wir etwa im Leben der Heiden hervorheben, den sie von der Sühne hätten? Es sähe so aus, als würden Gottes Pläne durch seine Geschöpfe ständig vereitelt und zunichte gemacht und als könne er zwar im Himmel seinen Willen erfüllen, nicht aber auf Erden.
»Adams Sünde hat die Verdammnis aller Menschen nicht nur möglich gemacht, sondern war der Grund für ihre tatsächliche Verdammnis. Genauso hat Christus die Erlösung für die Menschen nicht einfach nur möglich gemacht, sondern hat jene, für die er gekämpft hat, auch tatsächlich errettet« (Charles Hodge).
Der große Baptistenprediger Charles H. Spurgeon hat einmal gesagt:
»Wenn Christus für dich gestorben ist, dann kannst du nicht mehr verlorengehen. Gott wird dich nicht für dieselbe Sache zweimal bestrafen. Wenn Gott Christus für deine Sünden bereits bestraft hat, wird er nicht dich auch noch dafür bestrafen. ›Gottes Gerechtigkeit verlangt nicht zweimal Genugtuung — zuerst aus der Hand des blutenden Retters und dann nochmals von dir.‹ Wie könnte Gott gerecht sein, wenn er Christus bestraft hat, den Stellvertreter, und dann den Menschen hinterher auch noch bestrafte?«
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