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8) Der Amtseid und der Gehorsam des Dienstes

Jeder Diener und Älteste, der in Presbyterianischen und Reformierten Kirche eingesetzt wird, schwört feierlich vor Gott und Menschen, dass er das Glaubensbekenntnis seiner Kirche aufrichtig als Zusammenstellung der Lehren, wie sie sich in der Heiligen Schrift finden, annimmt.279279     Pres. Ch. U. S. A., Form of Government, XIII.IV; XV.XII. Da diese Bekenntnisse durch und durch calvinistisch sind, bedeutet dies, dass auch nur Calvinisten jene Würde erlangen können. Kein Arminianer hat auch nur das geringste Recht, in einer calvinistischen Gemeinde zu dienen, und jeder Arminianer, der dennoch ein Amt in einer calvinistischen Kirche erlangt, dem fehlt nicht nur die passende theologische Einstellung, sondern auch die Dienstmoral, denn das eine zu predigen und das andere zu glauben verträgt sich wohl kaum mit der Integrität eines Menschen.

Obgleich die Eidschwüre durch und durch calvinistisch sind — wie wenige Diener proklamieren diese Lehren jetzt noch! Man hört heute von den Kanzeln nomineller calvinistischer Gemeinden kaum noch die Verkündigung, wie sie dem reformierten Glauben verpflichtet ist. Unsere Kanzeln, Kirchenzeitungen, Schulen und Universitäten läuten die arminianischen Lehren vom Verdienst und vom freiem Willen ein. Die gegenwärtigen Presbyterianischen und Reformierten Kirchen scheinen kein angemessenes Verständnis der fundamentalen Wichtigkeit ihres großen lehrmäßigen Erbes mehr zu besitzen. Die Werke Calvins und Luthers oder auch der großen puritanischen Theologen sollten unseren jungen Theologen nicht nur vom Titel her bekannt sein. Die scholastische Form und der beschwerliche Stil dieser Werke hat viele abgeschreckt, sie zu studieren, doch wir sollten uns daran erinnern, dass wir das Studium der Theologie nicht zu unserem Spaß betreiben. Wir erwarten keine Romane, wenn wir die Werke der alten Meister zur Hand nehmen. Viele junge Männer treten in den Dienst, ohne die Bekanntschaft mit der Lehre der Kirche gemacht zu haben, der sie dienen wollen, und wenn sie dann jemanden hören, der sich an die Normen von Westminster hält, halten sie ihn für einen »Verkünder fremdartiger Lehren«.

Was die Kirche heute so dringend braucht, sind Männer von starker Überzeugung und gefestigtem Denken, keinen freidenkerischen Modernismus oder Liberalismus, der frohlockend und stolz  durch die Lande zieht, keine dogmatische Meinung mehr zu haben oder noch theologischen Vorlieben zu huldigen. Die Mehrzahl unserer Diener glaubt nicht mehr an die calvinistischen Lehren; viele von ihnen bringen gegen ihren feierlichen Schwur anhand gerissener und unfairer Methoden stärkste Anstrengungen auf, jenen Glauben zu vernichten, den sie doch als vom Heiligen Geist empfangen beschworen haben. Wenn diese Lehren der Wahrheit entsprechen, dann sollten sie von unseren Kirchen und Lehrstätten klar und mit großem Freimut gelehrt und verteidigt werden. Ehrlichkeit ist nicht nur im Handel und in der Wirtschaft wichtig, sondern auch in der Politik und der Theologie — in jeder Denomination. Ein Diener der Presbyterianischen Kirche ist kein freischaffender Künstler, sondern ein Presbyter, der sich diesem System versprochen hat. Wer diese Lehren verleugnen, handeln gegen seinen Schwur; er sollte sich auf die Seite derjenigen Denominationen schlagen, die seine Ansichten teilen. Es hat auch kein Kirchendiener das Recht, jene Ehren und Belohnungen entgegenzunehmen, die ein äußerliches Anerkennen eines Glaubensbekenntnisses mit sich bringen mag, zu dem er nicht steht oder das er nicht selbst vertritt.

»Das Glaubensbekenntnis einer Kirche ist der feierliche Vertrag zwischen den Kirchenmitgliedern. Es stellt größere Verpflichtung dar als ein Parteibuch. Die Verletzung des Vertrages ist unmoralisch, auch wenn einige Leute nicht so streng nehmen, wenn es um eine religiöse Denomination geht; entstehen Spaltungen in einer Partei, wird nichts so vehement zur Diskussion gebracht wie dieser Zwietracht. Enstünde in der republikanischen Partei eine Splittergruppe, die auf eine Parteiprogrammänderung aus ist, während ihre Mitglieder in Amt und Würden bleiben und ihr Gehalt entgegennehmen, dabei ihre Interessen der Partei verpflichtet haben und versprochen haben, die fundamentalen Prinzipien zu respektieren, auf welche die Partei gegründet ist und durch die sie sich von der demokratischen und anderen Parteien unterscheidet — eine solche politische Ehrlosigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch alle Abteilungen der republikanischen Partei. Wenn solche Modernisierer vom Dienst suspendiert werden und aus der Partei ausgeschlossen würden, wenn der Schrei nach politischer Hetzjagd laut werden sollte, dann wäre die einzige Antwort der Republikanischen Presse Spott. Wenn politische Untreue und Ehrlosigkeit unter dem Decknamen ›liberal‹ den Zielen der Partei entgegen nach Toleranz schreien und dabei den Anspruch auf Weiterzahlung der Bezüge erheben, während sie die Parteimassen aufwiegeln, dann heißt es kurz und schroff: Niemand wird gezwungen, der republikanischen Partei beizutreten oder in ihr zu verbleiben, doch wenn jemand beitreten will oder dabeibleiben will, dann hat er das Parteiprogramm ohne Weiteres zu akzeptieren und keinerlei Ausnahmen zu machen, sei es im Geheimen oder öffentlich. Das Parteiprogramm der Republikaner gilt keiner anderen Partei, das wird wohl niemand bestreiten, aber dass ein calvinistisches Glaubensbekenntnis nur für Calvinisten da ist und niemand anderem gilt, scheinen einige zu bezweifeln. … Entstünde in der demokratischen Partei eine Gruppe, die das eigene Parteiprogramm nach republikanischen Prinzipien und Maßstäben umschaffen will, dann sagte man ihnen, dass der Platz für ihre Ideen außerhalb der Partei liegt. Das Recht dieser Gruppe auf eine alternative Sicht der Dinge wird damit nicht bestritten, sehr wohl aber das Recht, diese Sicht innerhalb der Partei zu verbreiten und damit der bestehenden Grundüberzeugung der demokratischen Partei das Wasser abzugraben. … Den Unzufriedenen würde gesagt: ›Wir können und wollen euch eure eigene Meinung nicht verbieten, aber ihr habt kein Recht, sie innerhalb unserer Organisation zu verbreiten.‹«280280     Shedd, Calvinism, Pure and Mixed, S. 160.

Calvinistische Gemeinden werden manchmal der Intoleranz bezichtigt, wenn sie Fälle verfolgen, in denen das kirchliche Glaubensbekenntnis verlassen wird. Wir bestreiten aber die Rechtmäßigkeit einer solchen Anklage; die Gemeinde handelt ja nur innerhalb ihrer eigenen Rechtsgrenzen, wenn sie verlangt, dass ihre Diener und Lehrer sich in ihrem Predigen und in ihrem Lehramt den denominationellen Normen unterwerfen.

Diese Untersuchungen machen klar, weshalb viele von uns wenig Interesse an dem ökumenischen Bestreben haben, Kirchen mit den denkbar unterschiedlichsten Glaubensauffassungen zu vereinen. Wir glauben, dass das calvinistische Lehrgebäude das einzige ist, was aus der Bibel hervorgeht und das vernünftig verteidigt werden kann. Darüber hinaus ist es das stabilste; es ist das Lehrgebäude mit dem besten Einfluss auf den Weg der Gerechtigkeit. Wer anderer Meinung ist, dem gestehen wir von Herzen zu, sich ein eigenes Urteil zu bilden; wir erfreuen uns aufrichtig über alles, was er erreichen mag. Wir freuen uns daran, dass auch andere theologische Systeme sich uns annähern, doch können wir einer Verarmung der Lehre, wie wir sie aus der Schrift erkennen, keineswegs zustimmen. Sollte eine Einheit der Kirchen herbeigeführt werden, die den Calvinismus als das System deklariert, das die Bibel lehrt, so hätten wir große Freude daran, beizutreten, doch wir glauben, dass jedes Zugeständnis, auch nur einen kleinen Teil unserer Forderung zurückzunehmen, bedeuten würde, dass wir die ganze lebendige Wahrheit aufgeben müssten und dass alles, was vage genug ist, den Calvinismus mitsamt anderen theologischen Richtungen in sich aufzunehmen, nicht wert ist, propagiert zu werden. Wir glauben, dass der oberflächliche Vorteil, den die hohe Mitgliederzahl dieser Union mit sich brächte, nur wenig wäre im Vergleich mit der geistlichen Dissonanz, die unweigerlich daraus folgte. Daher wünschen wir, solange in der Presbyterianischen Kirche zu verbleiben, bis die Lehren des reformierten Glaubens, die nichts als die Lehren des Wortes Gottes sind, auch die Lehren einer universellen Kirche sind.

Diese Lehren, die jetzt so wenig beachtet werden oder die man mittlerweile vergessen oder bekämpft hat, haben alle Reformatoren geglaubt und gepredigt; sie sind später in Glaubensbekenntnisse, Katechismen und Artikel gefasst worden und waren Teil der protestantischen Kirche. Jeder, der die Druckerzeugnisse und Predigtmitschnitte von heute mit denen der Reformationszeit vergleicht, wird sofort den inneren Widerspruch und die feindliche Unversöhnlichkeit der beiden erkennen.


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