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1) Gemeinsamkeiten

Während der Islam als falsche Religion einer rettenden Kraft gänzlich ermangelt, enthält sein System durchaus einige stimmige Elemente. Wir müssen die Wahrheit neidlos auch dort anerkennen, wo wir mit den Quellen nicht einverstanden sein können.

»Die Stärke des Islam bestand in seiner Lehre von der Allmacht und der Allgegenwart eines ewigen Geistes, des Schöpfers und Beherrschers aller Dinge, nach dessen ewigem Plan alles existiert und dessen Willen sich alle beugen müssen.«239239     Froude, Calvinism, S. 38.

Die überraschende Ähnlichkeit zwischen der biblischen Lehre von der Prädestination und der Lehre des Koran wurde von vielen Autoren hervorgehoben. Dr. Samuel M. Zwemer, der wahrhaft als »Apostel für den Islam« bezeichnet werden darf, weist auf seltsame Parallelen zwischen der Reformation in Europa unter Calvin und zu der arabischen »Reformation« unter Mohammed hin. Er sagt:

»Der Islam ist in einiger Hinsicht der Calvinismus des Orients. Auch er enthält den Aufruf, Gottes souveränen Willen zu beachten. ›Es gibt keinen Gott außer Gott.‹ In der Natur und auch in der Offenbarung hat er die Majestät der Gegenwart Gottes und seiner Macht gesucht — nach Manifestationen seiner transzendenten und allmächtigen Herrlichkeit. ›Gott —‹, sagt Mohammed: ›es gibt nichts Gutes außer ihm, dem lebenden, dem Selbstseienden, den der Schlaf nicht ergreift und der nicht schlummert — sein Thron umfasst die Himmel und die Erde und niemand kann etwas ohne seinen Willen tun. Er allein ist erhöht und groß‹ … Es ist dieses lebendige theistische Prinzip, was den Sieg des Islam über ein geteiltes und götzendienerisches Christentum des Orients im sechsten Jahrhundert nach Christus erklärt … Die Botschaft Mohammeds beim ersten Hochhalten des grünen Banners war: ›Es gibt keinen Gott außer Gott; Gott ist König, und du musst und sollst seinem Willen gehorchen‹. Dieser Anspruch ist in Bezug auf die Natur Gottes und seiner Beziehung zum Menschen wohl einer der einfachsten … Das war die Schwertspitze des Islam, die auf ein Volk gerichtet war, das die Kraft verloren hatte, komplexere Argumentation zu verstehen.«240240     Zwemer, „Calvinism and the World of Islam“

Neben dem Koran existieren noch andere orthodoxe Traditionen, die der Lehre Mohammeds in dieser Hinsicht zustimmen. Einige von ihnen erzählen in fast gleicher Sprache, wie vor der Geburt jedes Menschen ein Engel herniedersteigt, um das Schicksal des Menschen niederzuschreiben. Es heißt, dass der Engel seine Stimme zu Gott erhebt und sagt: »O mein Herr, elend oder gesegnet?« woraufhin das eine oder andere niedergeschrieben wird, und weiter: »O mein Herr, männlich oder weiblich?« woraufhin auch dies aufgezeichnet wird. Auch das ethische Verhalten der Person wird fixiert, seine Karriere, seine Lebensbedingungen und sein Anteil am Guten. Dann wird zum Engel gesagt: »Rolle die Blätter zusammen, denn es wird nichts mehr hinzugefügt noch weggenommen.« Eine andere Tradition lässt einen Engel Gottes sagen: »Niemand ist unter euch, dessen Platz im Paradies oder in der Hölle nicht schon von Gott vorherbestimmt ist und dessen Schicksal nicht schon im Vornhinein als elend oder gesegnet gesehen wird.«241241     Salisbury, „Mohammedan Doctrine of Predestination and Free Will“

Während der Koran und die Traditionen eine strenge Vorherbestimmung des ethischen Verhaltens und auch des endlichen Schicksals lehren, lehren sie gleichzeitig die Freiheit des Menschen. Es ist vonnöten, die strenge Versicherung göttlicher Prädestination mit dieser Freiheit zu versöhnen. Auch hier wird — wie in der Heiligen Schrift — kein Versuch gemacht, diese Schwierigkeit zu erklären.


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