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5) Arminianische Unsicherheit

Ein echter Arminianer mit seiner Lehre vom „freien Willen“ und der Verlierbarkeit des Heils kann sich seines eigenen Heils in diesem Leben niemals sicher sein. Er mag zum gegenwärtigen Zeitpunkt wohl Heilsgewissheit haben, aber ob er dann letztlich auch wirklich gerettet sein wird, das kann er jetzt nicht wissen. Er kann annehmen, seine endgültige Errettung sei sehr wahrscheinlich, aber sicher kann er sich niemals sein. Er hat viele seiner Mitchristen fallen sehen, nachdem sie so gut angefangen hatten. Wie kann er sicher sein, dass ihm dies nicht auch einmal passiert? Solange der Mensch in dieser Welt lebt und die Reste der Sündhaftigkeit ihn immer noch quälen, werden sie auch noch von den verlockendsten und verführerischsten Versuchungen von Welt und Teufel gezogen und betört. In vielen so genannten christlichen Gemeinden hört man falsche Lehren modernistischer und daher unchristlicher Prediger. Wenn der Arminianismus wahr wäre, dann stünden die Christen jederzeit in Gefahr; ihre ewige Sicherheit wäre stets davon abhängig, dass ihr natürlicher, schwacher Wille das Richtige wählt. Darüberhinaus wird der Arminianismus jede Zusicherung von Heiligkeit ablehnen, ja, sie nicht einmal im Himmel anerkennen, denn auch dort habe der Mensch ja immer noch seinen freien Willen und könne theoretisch jederzeit sündigen.

Ein Vergleich soll die Situation veranschaulichen. Ein Arminianer hat 100.000 Dollar geerbt. Er weiß, dass es schon vielen, die eine solche Summe geerbt haben, damit übel ergangen ist: einigen ist das Geld geraubt worden, andere haben es verschwendet oder es ist ihnen durch sonst einen Unglücksfall abhanden gekommen. Er selbst meint, das Geld wesentlich klüger und weiser zu verwalten zu können. Seine Sicherheit beruht weitgehend auf Selbstvertrauen. Andere waren dumm, doch er ist zuversichtlich, dass er klüger sein wird. Was für ein Wahn ist das aber, wenn es um geistliche Dinge geht? Wie schade ist das, dass jeder, der über seine Tendenz zu sündigen genau Bescheid weiß, seine Sicherheit aber auf sich selber baut! Er legt seine Sicherheit nicht in die Hände des allmächtigen und unveränderlichen Gottes, sondern baut auf den Willen eines sündigen Menschen!

Ist es für das arminianische System nicht logisch, dass es für den Christen am besten wäre, er stürbe in einem »sicheren Augenblick«, da der Schatz, den er sonst verlöre, ja von unendlichem Wert ist?

Angesichts der Tatsache, dass so viele abgefallen sind, ist es da klug, leben zu bleiben und die ewige Erlösung zu riskieren, nur um ein wenig länger zu leben? Was dächte man etwa über einen Geschäftsmann, der sein ganzes Vermögen riskiert, nur um ein paar zusätzliche Dollar zu verdienen, noch dazu in einem besonders risikoreichem Geschäft? Folgt daraus nicht, dass der Herr einen Fehler um den anderen macht, wenn er nicht jeden Christen so bald wie möglich zu sich holt, solange er noch wahrer Christ ist? Ich jedenfalls bin sicher: Wäre ich ein Arminianer, so wollte ich so schnell wie möglich sterben, damit meine Erlösung zweifelsfrei fest steht. In geistlichen Dingen ist ein Zustand des Zweifels ein Zustand des Elends. Die Versicherung, dass ein Kind Gottes niemals von der Liebe Gottes getrennt werden kann ist einer der größten Trostgründe des christlichen Lebens überhaupt.  Diese Lehre zu leugnen, heißt den Grund zur Freude leugnen, den Christen auf Erden haben. An was soll sich freuen, wer ständig befürchten muss, verführt und betrogen werden zu können? Wenn unser Sicherheitsgefühl nur auf unserer veränderlichen und schwankenden Natur beruht, dann werden wir den inneren Frieden, die innere Ruhe, die den echten Christen charakterisiert, niemals kennen lernen. McFetridge sagt in seinem großartigen Buch Der Calvinismus in der Geschichte:

»Ich kann mir den Schrecken gut ausmalen, den eine sensible Seele erleiden muss, wenn sie über ihre Sicherheit so in Zweifel bleiben muss, wenn sie sich ständig ihrer Fehlbarkeit samt der furchtbaren Tatsache bewusst sein muss, von der Gnade fallen zu können, selbst nachdem sie ein langes und entbehrungsvolles Leben hinter sich hat, wie der Arminianismus lehrt. Eine solche Lehre ist für mich voll Schrecken. Ich würde auf immer vor ihr zurückschrecken, da sie mich mit unausgesetzter und unaussprechlicher Ratlosigkeit quälte. Wenn ich auf der Reise über die stürmische und tückische See meines Lebens meine sichere Landung von meiner betrügerischen Natur abhängig machen müsste, erfüllte mich dies mit ständiger Sorge. Ich möchte mich — wenn möglich — vergewissern, dass das Schiff, auf dem ich zu reisen gedenke, auch seetauglich ist und mich an mein sicheres Ziel bringen wird« (S. 112).

Unsere Sicherheit hängt freilich auch nicht von unserer Ansicht oder von unserer schwachen und schwankenden Liebe Gott gegenüber ab, sondern vielmehr von seiner ewigen und unveränderlichen Liebe zu uns. Darum darf unser Leben als Christ von Frieden und Sicherheit erfüllt sein. Nur der Calvinist, der sich absolut sicher in den Händen Gottes weiß, kann dieses innere Gefühl des Friedens und der Sicherheit überhaupt haben, denn er weiß: Er ist auserwählt von Ewigkeit her; Gott hat entschieden, ihn zu reinigen und ihn zu verherrlichen, und nichts und niemand kann daran etwas ändern. Seine Gerechtigkeit beruht auf einer geistlichen Macht, unerschöpflich und unveränderlich wie die Schwerkraft. Sie ist seiner geistlichen Entwicklung so notwendig wie die Strahlen der Sonne für den Körper.

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