Deise, sehr spaet, in dogmatischem Interesse aufgenommene Ansicht, die sich bei Léger und andern ja selbst noch bei Hahn findet, hat keinen historischen Grund und ist von allen gründlichen Kennern der Waldensergeshichte längst aufgegeben. Dabei soll nicht geleugnet werden, dass die Tendenzen des Claudius sich noch eine zeitlang in Italien erhalten haben; es ist soeben bemerkt worden, dass, nach dem Zeugniss des Jonas von Orléans, man um 840 versuchte, sie von neuen zu verbreiten. Dass sie sich aber bis zum Auftreten des Peter Waldus und speciell in den piemontesischen Thälern fortgepflanzt, davon ist nicht die geringste Spur vorhanden.”: 1
Der Prophet hatte keine Wohnung für sich selbst. Sein Hauptquartier war in der Hütte der Ayischa und die öffentlichen Geschäfte verrichtete er in der Moschee, aber er brachte jede Nacht bei einer seiner Frauen zu und war, wie es scheint, auch ihr Gast beim Essen. Er ging aber täglich, wenn er bei guter Laune war, bei allen seinen Frauen umher, gab jeder einen Kuss, sprach einige Worte und spielte mit ihr. Wir haben gesehen, dass seine Familie neun Hütten besass, dies war auch die, Anzahl der Frauen, welche er bei seinem Tode hinterliess. Doch gab es Zeiten, zu denen sein Harem stärker war. Er brachte dann einige seiner Schönen in den Häusern von Nachbarn unter. Es kam auch vor, dass zwei Frauen eine Hütte bewohnten. Stiefkinderwohnten, so lange sie jung waren, bei ihren Müttern.: 1
Der heil. Benedict Gründer von Aniane und Cornelimünster: 1
Der historische Christus und die Kirche, der sichtbare Leib Christi verflüchtigt sich schon bei Gottschalk zu einem leeren Abstraktum, sobald der concrete Boden der Erwählung nicht mehr die Kirche und ihre Sakramente, sondern ein lediglich fingirtes vorzeitliches Decret Gottes ist. Es taucht dann immer ein Surrogat der Phantasie, die s. g. unsichtbare Kirche auf, und diejenigen, welche die grossartige realistische Lehre des hl. Augustin von der Kirche und den Sakramenten zerstören, nennen sich vorzüglich Augustinianer, indem sie nicht wissen, dass die Lehre Augustins von der Praedestination auf dem concreten Boden der Christologie und Anthropologie steht und ohne diese zur gefährlichsten Häresie wird.: 1
Die Geburtsgeschichte Jesu im Koran ist nichts anderes als ein mythologischer Mythus aus Ezech. 47 mit eingewobenen jüdischen Zügen, der seine Heimath im Ebionismus hat.: 1
Die Lehre Berengar’s schliesst sich ganz an die des Ratramnus an, ist aber zugleich eine Fortbildung derselben. Wie Ratramnus sich eigentlich nur in der Sphäre des Verhältnisses von Bild und Sache bewegt, so sucht dagegen Berengar zu zeigen, dass ungeachtet keine andere Ansicht vom Abendmahl möglich sei, als die symbolische, dem Abendmahldoch seine volle Realität bleibe, dass, wenn man auch im Abendmahl den Leib und das Blut Christi nicht wirklich geniesse, doch auch so eine reelle Verbindung mit den Fleisch oder der in den Himmel erhöchten Menschheit Christi stattfinde. Es ist im Allgemeinen zwischen Ratramnus und Berengar ein analoges Verhältniss wie später zwischen Zwingli und Calvin: 1
Die Mönche, die er zu Gunsten der Bisthümer beraubt hat, dachten ihn nur eben von der Hölle gerettet; auch den Heiligenschein der jungfraeulichen Kaiserinhat der Teufel zu verdunkeln gewusst.: 1
Die Radbertische Doctrin war das synkretistische Gebilde, in welchem die spiritualistische Lehre Augustin’s mit der uralten Anschauung von der realen Gegenwart des Leibes und dei Blutes Christi, aber in Analogie mit dem religiösen Materialismus der Periode combinirt wurde; die gegnerische Theorie der Protest gegen das Becht dieser Combination.: 1
Die Sängerschule St. Gallens vom 8ten his 12ten Jahrh: 1
Die althochdeutschen Glossen gesammelt u. bearbeitet: 1
Die bisher unbekannt gebliebenen Hanyfen waren die Vorläufer des Mohammad. Er nennt sich selbst einen Hanyf, und während der ersten Periode seines Lehramtes hat er wenig anderes gethan, als ihre Lehre bestätigt: 1
Die untergeschobenen Schriften, die in der Hauptsache nichts entscheidenden Stellen und die mit grosser Unwissenheit verdrehten Aussprüche sind so haeufig, dass man sich beides über die Unwissenheit und Unverschämtheit nicht genug verwundern kann, welche in diesen Sammlungen sichtbar sind: 1
Ein Riesenschritt in der Entwicklung des deutschen Geistes geschah durch Karls Gesetzgebung … Mit Ehrfurcht und heiliger Scheu schlägt man die, Capitularien des grossen Kaisers auf, das erste grosse Gesetzbuch der Germanen, ein Werk, dem mehrere Jahrhunderte vorher und nachher kein Volk ein gleiches an die Seite gesetzt hat. Das Bild des Karolingischen Staates tritt uns in voller Gegenwärtigkeit hier vor die Seele; wir sehen, wie Grosses erreicht, wie das Höchste erstrebt wurde.: 1
Ein organisch gegliedertes, die höchsten speculativen Ideen umfassendes System: 1
Ein ungewöhnliches pädagogisches Talent ist sicher demjenigen eigen gewesen, welchen die bewundernden Schüler den Socrates der Franken nannten. Die Persönlichkeit war ungleich grösser als die wissenschaftliche Leistung, das individuell Anfassende bedeutsamer als die materielle Unterweisung. Nicht fähig originelle Gedanken zu entwickeln und mitzutheilen, hat Fulbert als Bildner der Eigenthümlichkeit begabter Schüler seine Virtuosität in der anreqenden Kraft seines Umgangs gezeigt. Dieser Lehrer wurde der Vater gar verschieden gestimmter wissenschaftlicher Söhne: 1
Er gehörte zu den seltenen Gelehrten, die in den weltlichen Dingen gleich heimisch sind, wie in dem Reich der Ideen, die von unbegrenzter Empfänglichkeit sich jeden Stoff aneignen, leicht alle Verhältnisse durchschauen und bemeistern, denen die Hülfsmittel des Geistes nie versiegen, und deren Kräfte auch die zerstreuteste Thätigkeit kaum erschöpft: 1
Hatte in Gallien die Hoftheologie des Königs den Semipeligianimus (?) durchgebracht, so hat doch der Papst für Augustin entschieden … Die Kirchengeschichte darf ganz unbedenklich in ihre Blätter diese Entscheidung des römischen Stuhls gegen den Semipelagianismus des neunten Jahrhunderts aufnehmen, die man seit Mauguin niemals hätte bezweifeln sollen: 1
Ihr Siegeshymnen schallet laut, and Unschuld’ger Kinder Martyrschaar: 1
Im Kampfe für die Bilder steigerte sich die Glut der sinnlichen Frömmigkeit, und mit dem Siege der Bilderverehrung im neunten Jahrhundert ist eine innerliche und aeusserliche Zunahme des Heiligenkultus und namentlich ein Wachsthum der Marienvehrung unverkennbar.: 1
In Wahrheit ist ja auch der Sünder praedestinirt ad mortem oder poenam, aber seine Praedestination ist keine absolute, wie die des electus, sondern sie ist bedingt durch die praevisa demerita: 1
Jede gewissenhafte Forschung geht auf Adam zurück und seine Autorität stand von Anfang an mit Recht in hohem Ansehen: 1
Mein liebes Kind, dos Denken ist auch Gottesdienst.”: 1
Mit Benedict IX. erreichte das Papstthum aussersten Grad des sittlichen Verfalls, welcher nach den Gesetzen der menschlichen Natur den Umschlag zum Bessern erzeugt: 1
Sein Vorbild ist besonders Sallust, der in den Schulen vorzugeweise gelesen wurde und darum auch eine übergrossen Einfluss auf den Stil der Zeit übte: 1
So hat demnach die grosse Trennung zwischen Orient und Occident in diesem Lehrstücke die Folge gehabt, dass die, Auffassung des Damasceners, gleichsam in der Mitte stehend, von dem Patriarchen Tarasius amtlich approbirt und vom Papste Hadrian I. vertheidigt, weder im Orient noch im Occident zur Geltung kam. Dort galt sie als zu zweideutig und hier ward sie als unzureichend befunden: 1
Was Enthusiasmus für die heilige Jungfrau, was Kenntniss biblischer Typen, überhaupt religiöser Gegenstände und Gedanken zu leisten vermochten, was Schmuck der Sprache. Gewandtheit des Ausdrucks, Kunst der Rhythmen und der Reime hinzufügen komnten, das ist hier in unübertroffenem Masse bewirkt.”: 1
christliche Epik der Angelsachsen, Deutschen und Nordländer: 1
dass je ein Papst seine Stellung so sehr vergessen habe, wie es Johann VIII. gethan haben müsste, wenn dieser Brief ächt wäre. Es ist in demselben auch keine Spur des Papalbewusstseins, vielmehr ist die Superiorität des Photius fast ausdrücklich anerkannt.: 1
ein Werk voll merkwürdiger Dinge, und mannigfach belehrend, aber ohne festen Plan und chronologische Ordnung: 1
eine Ubiquität der vergeistigten und vergöttlichten Natur, die die Annahme einer speciellen Gegenwart in den Elementen des Abendmahls nicht zuliess, sondern dieselben nur als Symbole zu nehmen gestattete. Brod und Wein konnten ihm daher nur als Symbolejener Ubiquität der verherrlichten menschlichen Natur gelten; er hat sich aber hierüber nicht näher erklärt: 1
und mit Blutgesetzen worden das Christenthum und das Königthum zugliech den Sachsen aufgedrungen. Mit Todesstrafen wurde die Taufe erzwungen, die heidnischen Gebräuche bedroht; jede Verletzung eines chistlichen Priesters wurde, wie der Aufruhr gegen den König und der Ungehorsam gegen seine Befehle, zu einem todeswuerdigen Verbrechen gestempelt: 1
war nur ein Namenchrist, aber doch immerhin ein solcher; die erste christliche Erziehung war keineswegs spurlos an ihm voruebergegangen. Sein Werk ruht zwar seinem ganzen Gehalt nach auf der heidnisch-antiken Philosophie, hauptsächlich dem Platonismus, und zwar in der neuplatonischen Form, wie schon eine sehr fluechtige Kenntniss desselben alsbald zeigt, und in allen Einzelheiten, freilich nicht ohne einige Uebertreibung, von Nitzsch nach gewiessen worden Werk erhält nicht bloss durch das starke Hervortreten stoischroemischer Ethik einen christlichen Anschein, sondern diesenimmt hier auch mitunter in der That eine specifisch christliche Färbung an, wie es denn selbst auch an Reminiscenzen aus der Bibel nicht ganz fehlt. Hoechst merkwuerdig ist, wie in diesem Werke des letzten der roemischen Philosophen, wie Zeller ihn mit Recht nennt, diese verschiedenen, zum Theil ganz heterogenen Elemente sich durchdringen zu einer doch einigen Gesammtwirkung in Folge des sittlichen Moments, worin seine, wie ueberhaupt des römischen Eklekticismus Stärke beruht.”: 1