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ARTICULI SIVE CONCLUSIONES LXVII. H. ZWINGLII.

A.D. 1523.

The Sixty-Seven Articles or Conclusions of Ulrich Zwingli.

[These Theses of Ulrich Zwingli (1484–1531) were publicly discussed and successfully defended at the religious conference in Zurich, Jan. 29, 1523, and prepared the way for the introduction of the Reformation in German Switzerland. They exhibit the first creed of the Reformed Churches (seven years older than the Lutheran Confession of Augsburg). Their form, consisting of brief, concise propositions, is much better adapted for a creed than the lengthy argumentative discussions of many later and more authoritative confessions. They never acquired a strictly symbolical authority, not even in Zurich, but may justly claim a place in this Collection on the ground of their historical importance. We give the original in High-German, with some of the old readings in foot-notes, together with the Latin translation (instead of the less intelligible Swiss dialect in which Zwingli wrote them, and which is reproduced by Niemeyer, pp. 1 sqq.). For an abridgment in English, see the History of Creeds, Vol. I. pp. 363 sqq.]

Diese nachbestimmten siebenundsechszig Artikel und Meinungen bekenne ich Huldrich Zwingly in der löblichen Stadt Zürich gepredigt zu haben aus Grund der Schrift, die θεόπνευστος (d.i. von Gott eingegeben6565ungesprochen.) heißt, und erbiete6666entbeüt. mich, mit ihr genannte Artikel zu beschirmen und zu erobern, und wenn ich jetzt berührte Schrift nicht recht verstünde, mich bessern Verstandes, doch aus ehegedachter Scrift, berichten zu lassen. Elenchus Articulorum
in disputationem primam promulgatorum
ab
Huldrico Zwinglio.
I. Alle, welche sagen, das Evangelium sei nichts6767nüt. ohne die Bewährung der Kirche, irren, und schmähen Gott. I. Quicunque Evangelion nihil esse dicunt, nisi ecclesiæ calculus et adprobatio accedat, errant, et Deum blasphemant.
II. Die Summe des Evangeliums ist, daß unser Herr Jesus Christus, wahrer Gottessohn, uns den Willen seines himmlischen Vaters kund gethan, und uns mit seiner Unschuld vom Tode erlöset und Gott versöhnet hat. II. Summa Evangelii est, quod Christus Filius Dei vivi notefecit nobis voluntatem Patris cœlestis, et quod innocentia sua nos de morte æterna redemit, et Deo reconciliavit.
III. Daher ist Christus der alleinige Weg zur Seligkeit Aller, die je waren, sind und sein werden. III. Hinc sequitur Christum esse unicam viam ad salutem omnium, qui fuerunt, sunt et erunt.
IV. Wer eine andere Thür sucht IV. Quicunque aliud ostium vel
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oder zeigt, der irrt, ja, ist ein Seelenmörder und ein Dieb. quærit vel ostendit, errat; quin animarum latro est et fur.
V. Daher Alle, die andere Lehre dem Evangelium gleich oder höher achten,6868messent. irren, und wissen nicht, was Evangelium ist. V. Quicunque ergo alias doctrinas Evangelio vel æquant vel præferunt, errant, nec intelligunt quid sit Evangelion.
VI. Denn Christus Jesus ist der Wegführer und Hauptmann, dem ganzen6969allem. menschlichen Geschlechte von Gott verheißen und gegeben:7070gelaystet. VI. Nam Christus Jesus dux est et imperator, a Deo toti generi humano et promissus et præstitus:
VII. Daß er ein ewiges Heil und Haupt sei aller Gläubigen, die sein Leib7171Leichnam. sind, der aber todt ist und nichts vermag ohne ihn VII. Ut sit ipse salus et caput omnium credentium, qui corpus eius sunt, quod quidem absque ipso mortuum est, et nihil potest.
VIII. Daraus7272Uss dem. folgt, zuerst, daß Alle, die in dem Haupte leben, Glieder und Kinder Gottes sind, und das ist die Kirche oder Gemeinschaft7373Gemeynsame. der Heiligen, eine Hausfrau Christi, ecclesia catholica. VIII. Ex his sequitur, quod omnes, qui in isto capite vivunt, sunt membra et Filii Dei. Et hæc est ecclesia seu communio sanctorum, sponsa Christi, ecclesia catholica.
IX. Zum andern, daß, wie die leiblichen Glieder ohne Leitung7474Verwalten. des Hauptes nichts vermögen, also an dem Leibe Christi Niemand etwas vermag ohne sein Haupt, Christus. IX. Quemadmodum membra corporis sine administratione capitis nihil possunt, sic in corpore Christi nemo quidquam, potest sine capite eius, Christo.
X. Wie der Mensch taub [toll] ist, wenn die Glieder etwas ohne das Haupt wirken, sich selbst reißen, verwunden, beschädigen, also, wenn die Glieder Christi etwas ohne ihr Haupt Christum sich unterstehen, sind sie taub [toll], schlagen und beschweren sich selbst mit unweisen Gesetzen. X. Quum membra absque capite aliquid operantur, ut, dum sese lacerant aut perdunt, demens est homo: sic, dum membra Christi sine capite Christo aliquid tentant, insana sunt, sese gravant et perdunt imprudentibus legibus.
XI. Daher wir sehen, daß der soganannten XI. Colligimus hinc Ecclesiasticorum
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Geistlichen Satzungen von ihrer Pracht, Rechthum, Ständen, Titeln und Gesetzen eine Ursache aller Unsinnigkeit sind, da sie mit dem Haupte nicht übereinstimmen.7575mitthellend. (quos vocant) traditiones et leges, quibus fastum, divitias, honores, titulos legesque suas fulciunt et defendunt, causam esse omnis insaniæ; nam capiti Christo non consonant.
XII. Also toben sie noch, nicht von des Hauptes wegen (denn das befleißigt man sich aus Gottes Gnade zu dieser Zeit hervorzubringen), sondern weil man sie nimmer will lassen toben, sondern auf das Haupt allein hören.7676dem haubt einig losen (i.e., listen, hear). XII. Adhuc ergo insaniunt non pro capite, quod per gratiam Dei pii omnes summo studio conantur erigere, sed quod non permittuntur insanire et furere. Volunt enim pii soli capiti Christo auscultare.
XIII. Wo man darauf hört,7777Wo dem geloset würt. da erlernt man lauter und klar den Willen Gottes, und wird der Mensch durch seinen Geist zu ihm gezogen und in ihn verwandelt. XIII. Verbo Dei quum auscultant homines, pure et synceriter voluntatem Dei discunt. Deinde per Spiritum Dei in Deum trahuntur et veluti transformantur
XIV. Darum alle Christenmenschen ihren höchsten Fleiß anwenden7878ankeren. sollen, daß das Evangelium Christi allein gepredigt werde allenthalben. XIV. Summo igitur studio hoc unum in primis curent omnes Christiani ut Evangelium Christi unice et synceriter ubique prædicetur.
XV. Denn in dem Glauben an dasselbe steht unser Heil, und im Unglauben daran unsere Verdammniß; denn alle Wahrheit ist klar in ihm. XV. Qui credit Evangelio, salvus erit; qui non credit, condemnabitur. Nam in Evangelio omnis veritas clarescit.
XVI. Im Evangelium lernt man, daß Menschenlehre und Satzungen zur Seligkeit nichts nützen: XVI.  In Evangelio discimus, hominum doctrinas et traditiones ad salutem nihil esse utiles:
Merck Bapst.7979That is, Mind Pope (what follows).  
XVII. Daß Christus ein einiger, ewiger, oberster Priester ist, daraus ermessen wird, daß, die sich für oberste Priester ausgegeben haben, der Ehre XVII. Christus unicus æternus et summus est sacerdos. Qui ergo se pro summis sacerdotibus venditant, gloriæ et potentiæ Christi
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und Gewalt Christi widerstreben, ja, sie verwerfen.8080verschupffen. adversantur, et Christum rejiciunt.
Von der Messe.  
XVIII. Daß Christus, der sich selbst Ein Mal aufgeopfert hat, in Ewigkeit ein immerwährendes und bezahlendes Opfer ist für aller Gläubigen Sünden. Daraus ermessen wird, daß die Messe nicht ein Opfer, sondern des Opfers Wiedergedächtniß sei, und Versicherung8181Sicherung. der Erlösung, die Christus uns bewiesen hat. XVIII. Christus qui sese semel in cruce obtulit hostia est et victima satisfaciens in æternum pro peccatis omnium fidelium. Ex quo colligitur, missam non esse sacrificium, sed sacrificii in cruce semel oblati commemorationem et quasi sigillum redemptionis per Christum exhibitæ8282effectæ
Fürbitte der Heiligen.  
XIX. Daß Christus ein einiger Mittler ist zwischen Gott und uns. XIX. Christus unicus est Mediator inter Deum et nos.
XX. Daß uns Gott alle Dinge will in seinem Namen geben. Daraus folgt,8383entspringt. daß wir außer dieser Zeit keines Mittlers bedürfen, als seiner. XX.  Omnia nobis per Christum et in nomine Christi præstat Deus. Hinc sequitur, nobis extra hanc vitam intercessore præter Christum nullo opus esse.
XXI. Daß, wenn wir für einander auf Erden bitten, wir das dergestalt thun, daß wir vertrauen, allein durch Christum werden uns alle Dinge gegeben. XXI. Quum mutuo pro nobis hic in terris oramus, in hoc8484ita. facere debemus, quod per solum Christum omnia nobis dari confidamus.
Gute Werke.  
XXII. Daß Christus unsere Gerechtigkeit ist; woraus wir ermessen, daß unsere Werke so viel gut sind, so viel sie Christi sind; so viel sie aber unser, nicht recht, nicht gut sind. XXII. Christus est nostra institia. Hinc consequitur, opera nostra eatenus esse bona, quotenus sunt Christi; quatenus vero nostra, non esse vere bona.
Wie der Geistlichen Gut Christi sey.  
XXIII. Daß Christus die Habe und Pracht dieser Welt verwirft; woraus wir ermessen, daß die, welche Reichthümer XXIII. Quod Christus substantiam hujus mundi et fastum contemnit, docet, quod hi, qui sub
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an sich ziehen in seinem Namen, ihn gräßlich schmähen, wenn sie ihn zu einem Deckmantel ihres Geizes und Muthwillens machen. Christi titulo divitias ad se rapiunt, ipsum magna infamia afficiunt, quum cupiditatis suæ et luxus eum patronum faciunt.
Speise-Verbot.  
XXIV. Daß ein jeder Christ zu den Werken, die Gott nicht geboten hat, unverbunden ist; er darf allezeit alle Speisen essen. Daraus erlernt wird, daß Käse- und Butterbriefe8585käss und ancken, brieff. ein römischer Betrug8686Römische Geschwindigkeit. sind. XXIV.  Christianorum nullus ad ea opera, quæ Christus non præcepit, adstringitur; quolibet tempore, quolibet cibo vesci potest. Consequitur ergo literas, quas pro caseo et butyro dant pontificii, Romanas esse imposturas.
Von Feiertag und Wallfahrt.  
XXV. Daß Zeit und Ort den Christenmenschen unterworfen sind, und der Mensch nicht ihnen. Daraus gelernt wird, daß die, welche an Zeit und Ort binden, die Christen ihrer Freiheit berauben. XXV. Tempus et locus in potestate sunt hominis, non homo in illorum potestate. Qui ergo tempus et locum8787tempore et loco. alligant, Christiana libertate pios fraudant et spoliant.
Kutten-Kleidung, Zeichen, etc.  
XXVI. Daß Gott nichts mißfälliger ist, als Gleißen. Daher erlernt wird, daß Alles, so sich schön macht vor den Menschen, eine schwere Gleißnerei und Verruchtheit ist. Hier fallen Kutten, Zeichen, Platten, etc. XXVI. Nihil magis displicet Deo quam hypocrisis. Hinc discimus hypocrisim esse gravem, et impudentem audaciam quidquid sanctum se simulat coram hominibus. Hic cadunt cuculli, signa, rasus vertex, etc.
Orden und Secten.  
XXVII. Daß alle Christenmenschen Brüder Christi und unter einander sind, und Keinen auf Erden Vater nennen8888uffblasen. sollen. Da fallen hin Orden, Secten, Rotten, etc. XXVII. Omnes Christiani fratres sunt Christi, et fratres inter sese, patrem ergo super terram8989in terris. vocare non debent. Hic cadunt factiones et sectæ.
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Die Geistlichen Ehe.  
XXVIII. Daß Alles, was Gott erlaubt, oder nicht verboten hat, recht ist; daher erlernt wird, daß die Ehe allen Menschen geziemt. XXVIII. Quidquid Deus non vetat et permittit, juste fit. Ex quo discimus matrimonium omnibus ex æquo convenire.
Der unreine Geistliche nehme ein Weib.  
XXIX. Daß Alle, die man Geistliche nennt, sündigen, wenn sie, nachdem sie inne geworden sind, daß ihnen Gott, Reinigkeit zu halten, versagt hat, sich nicht durch die Ehe sicher stellen.9090verbütent. XXIX. Qui Ecclesiastici vulgo seu spirituales vocantur, peccant, dum, posteaquam senserint castitatem sibi a Deo negatam, non uxores ducunt aut nubunt.
Gelübde der Reinigkeit.  
XXX. Daß die, welche Reinigkeit verheißen, närrisch oder kindisch zu viel übernehmen. Daraus erlernt wird, daß, die solche Gelübde annehmen, freventlich an den frommen Menschen handeln. XXX. Qui vovent castitatem, stulta præsumptione et puerili arrogantia tenentur. Qui ergo ab eis vota hujusmodi vel exquirunt vel oblata recipiunt, injuriam eis faciunt et tyrannidem in simplices exercent.
Von dem Bann.  
XXXI. Daß den Bann kein einzelner Mensch Jemand auflegen mag, sondern die Kirche, das ist die Gemeinschaft derer, unter denen der das Bannes Würdige wohnt, sammt deren Wächter, das ist der Pfarrherr. XXXI.  Excommunicationem nemo privatus ferre potest, sed ecclesia in qua excommunicandus habitat una cum episcopo.
XXXII. Daß man allein den bannen mag, der ein öffentliches Aergerniß giebt.9191offentlich verergeret. XXXII. Nemo potest nec debet excommunicari, quam is, qui sceleribus suis publice offendit.
Von unrechtfertigem Gut.  
XXXIII. Daß ungerechtes Gut nicht Tempeln, Klöstern, Mönchen, Pfaffen, Nonnen, sondern den Dürftigen gegeben werden solle, wenn es XXXIII.  Ablata injuste non templis, monasteriis, non monachis aut sacerdotibus, sed pauperibus danda sunt, si iis quibus
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dem rechten Besitzer nicht wieder zugewendet werden mag. ablata sunt restitui commode non possunt.
Von der Obrigkeit.  
XXXIV. Die sogenannte geistliche Gewalt hat keinen Grund ihrer Pracht aus der Lehre Christi. XXXIV.  Potestas quam sibi Papa et Episcopi, cæterique quos spiritales vacant, arrogant, et fastus, quo turgent, ex sacris literis et doctrina Christi firmamentum non habet.
Weltliche Gewalt von Gott.  
XXXV. Aber die weltliche hat Kraft und Befestigung aus der Lehre und That Christi. XXXV. Magistratus publicus firmatur verbo et facto Christi.
XXXVI. Alles, wovon der sogenannte geistliche Stand vorgiebt, es gehöre ihm zu von Rechts wegen und zum Schutze des Rechts, gehört den weltlichen [Obrigkeiten] zu, wenn sie Christen sein wollen. XXXVI. Jurisdictio aut juris administratio, quam sibi dicti spirituales arrogant, tota magistratus sæcularis est, si modo velit esse Christianus.
XXXVII. Ihnen sind auch alle Christen schuldig gehorsam zu sein, Niemand ausgenommen; XXXVII. Magistratibus publicis omnes Christiani obedire debent nemine excepto.
XXXVIII. Sofern sie nichts gebieten, das wider Gott ist. XXXVIII. Modo contra Deum nihil præcipiant!
XXXIX. Darum sollen alle ihre Gesetze dem göttlichen Willen gleichförmig sein, also, daß sie den Bedrückten beschirmen, ob er schon nicht klagte. XXXIX. Leges magistratuum ad regulam divinæ voluntatis sunt conformandæ, ut oppressus et vim passos defendant et ab injuria asserant, etiam si nemo queratur.
XL. Sie mögen allein mit Recht tödten, auch allein die, welche ein öffentliches Aergerniß geben, ohne Gott zu erzürnen, er heiße denn ein anderes. XL. Magistratus jure duntaxat occidere possunt, atque eos tantum qui publice offendunt, idque inoffenso Deo, nisi Deus aliud præcipiat.
XLI. Wenn sie recht mit Rath und Hülfe dienen denen, für die sie Rechenschaft XLI. Quum illis, pro quibus rationem reddere coguntur, consilia
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geben werden vor Gott, so sind auch diese schuldig, ihnen leibliche Handreichung zu thun. et auxilia legitime administrant, debent et illi ipsi magistratibus subsidia corporalia.
XLII. Wenn sie aber untreu und nicht nach9292usser (ausser). der Richtschnur Christi verfahren würden, mögen sie mit Gott entsetzt werden.9393 This article asserts the right of revolution XLII. Quando vero perfide et extra regulam Christi egerint, possunt cum Deo deponi.
XLIII. Summa: Dessen Reich ist das allerbeste und festeste, der allein mit Gott herrschet, und dessen das allerböseste und unsicherste, der nach seinem Gemüthe herrschet. XLIII. Hujus regnum optimum est et firmissimum qui ex Deo et cum Deo regnat; hujus vero pessimum et infirmissimum qui sua libidine.
Vom Gebet.  
XLIV. Wahre Anbeter rufen Gott im Geist und in der Wahrheit an, ohne alles Geschrei vor den Menschen. XLIV. Veri adoratores invocant Deum in spiritu et veritate, corde orantes, non clamore coram hominibus.
XLV. Gleißner thun ihre Werke, daß sie von den Menschen gesehen werden, nehmen auch den Lohn in dieser Zeit ein. XLV. Hypocritæ omnia opera sua faciunt ut videantur ab hominibus; propterea mercedem suam hic recipiunt.
XLVI. So muß ja folgen, daß Tempelgesang oder Geschrei, ohne Andacht und nur um Lohn, entweder Ruhm sucht von den Menschen oder Gewinn. XLVI. Cantiones ergo, seu verius boatus, qui in templis sine devotione pro mercede fiunt, aut laudem aut quæstum ab hominibus quærunt.
Von Aergerniß.  
XLVII. Leiblichen Tod soll der Mensch eher leiden, als daß er einen Christenmenschen ärgerte oder in Schande brächte. XLVII. Potius mortem eligere debet homo, quam Christianum offendere aut pudefacere.
XLVIII. Wer aus Blödigkeit oder Unwissenheit sich will ohne Ursache ärgern, den soll man nicht krank oder XLVIII. Qui ex infirmitate aut ignorantia absque causa vult offendi, non patiamur ut is infirmus
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klein lassen bleiben, sondern ihn stark machen, daß er nicht für Sünde hält, was nicht Sünde ist. et ignorans maneat; sed demus operam ut rite edoctus firmus tandem evadat, nec peccatum ducat quod peccatum non est.
XLIX. Größeres Aergerniß weiß ich nicht, als daß man den Pfaffen, Eheweiber zu haben, nicht nachläßt, aber Huren zu haben, um Geldes willen vergönnt. Pfui der Schande!9494Pfuch der schand! XLIX. Maius et gravius scandalum non puto, quam quod sacerdotibus matrimonio legitimo interdicitur; concubinas et scorta habere accepta ab eis pecunia permittitur.
Vom Nachlassen der Sünde  
L. Gott läßt allein die Sünden nach, durch Christum Jesum, seinen Sohn, unsern Herrn allein. L. Solus Deus peccata remittit, idque per solum Christum Jesum Dominum nostrum.
LI. Wer solches der Creatur beilegt,9595zugibt. entzieht Gott seine Ehre und giebt sie dem, der nicht Gott ist; das ist eine wahre Abgötterei. LI. Qui remissionem peccatorum creaturæ tribuit, Deum gloria sua spoliat et idololatra est.
LII. Darum die Beichte, die dem Priester oder dem Nächsten geschieht, nicht für ein Nachlassen der Sünde, sondern für ein um Rathfragen9696rathforschung. ausgegeben werden soll. LII. Confessio ergo, quæ sacerdoti aut proximo fit, non pro remissione peccatorum, sed pro consultatione haberi debet.
LIII. Aufgelegte Bußwerke kommen von menschlichen Rathschlägen (ausgenommen der Bann), nehmen die Sünde nicht hinweg, werden aufgelegt Andern zu einem Schrecken. LIII. Opera satisfactionis a sacerdote imposita humanæ sunt traditionis {excepta excommunicatione); peccatum non tollunt, sed aliis in terrorem imponuntur.
Das Leiden Christi büßt die Sünde.  
LIV. Christus hat alle unsre Schmerzen und Arbeit getragen. Wer nun den Bußwerken beilegt, was allein Christi ist, der irrt und schmähet Gott. LIV. Christus dolores nostros et omnes labores nostros tulit; qui vero operibus pœnitentialibus tribuit, quod Christi solius est, errat et Deum blasphemat.
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Vorbehalten der Sünde.  
LV. Wer einerlei Sünde dem reuigen Menschen nachzulassen sich weigerte, wäre nicht an Gottes, noch Petri, sondern an des Teufels Statt. LV. Qui vel unicum peccatum pœnitenti remittere negat, is non Dei nec Petri, sed Diaboli vicem tenet.
LVI. Wer etliche Sünden allein um Geldes willen nachläßt, ist Simon's und Bileam's Gesell und des Teufels eigentlicher Bote. LVI. Qui quædam tantum peccata idque pro mercede aut pecunia remittunt, Simonis et Balaami socii sunt, et veri Satanæ legati.
Vom Fegfeuer.  
LVII. Die wahre heilige Schrift weiß von keinem Fegfeuer nach dieser Zeit. LVII. Scriptura sacra purgatorium post hanc vitam nullum novit.
LVIII. Das Urtheil über die Abgeschiedenen ist allein Gott bekannt. LVIII. Defunctorum judicium soli Deo cognitum est.
LIX. Und je weniger uns Gott hat davon wissen lassen, desto weniger sollen wir davon zu wissen versuchen. LIX. Quo minus de hisce rebus nobis revelat Deus, hoc minus nobis pervestigandæ sunt.
LX. Wenn der Mensch, für die Verstorbenen besorgt, Gott anruft, ihnen Gnade zu beweisen, das verwerfe ich nicht; doch davon die Zeit bestimmen (sieben Jahre um eine Todsünde), und um Gewinnes willen lügen, ist nicht menschlich, sondern teuflisch. LX. Si quis, pro mortuis sollicitus, apud Deum gratiam eis implorat aut precatur, non damno; sed tempus de hoc definire (septennium pro peccato mortali), et propter quæstum mentiri, non humanum est, sed diabolicum.
Von der Priesterschaft und ihrer Weihe.  
LXI. Von dem Character (der Weihe), den die Priester in der letzten Zeit ersonnen haben,9797seind ynnen worden. weiß die göttliche Schrift nichts. LXI. De charactere, quem postremis hisce temporibus excogitarunt sacrifici, nihil novit divina Scriptura.
LXII. Sie erkennt auch keine Priester, als die das Gotteswort verkündigen. LXII. Scriptura alios presbyteros aut sacerdotes non novit quam eos qui verbum Dei annunciant.
LXIII. Denen heißt sie Ehre erbieten, LXIII. Mis vero presbyteris, de
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d. i. leibliche Nahrung darreichen. quibus diximus, qui Verbum Dei prædicant, Scriptura divina jubet, ut necessaria ministrentur.
Von Abstellung der Mißbräuche  
LXIV. Alle, die ihren Irrthum erkennen, soll man nichts lassen entgelten, sondern sie in Frieden sterben lassen, und hernach das der Kirche gewidmete Gut christlich verwalten. LXIV. Qui errorem agnoscunt, illis nihil damni inferendum, ferantur autem donec in pace decedant, deinde sacerdotiorum bona juxta Christianam caritatem ordinentur.
LXV. Die sich [ihren Irrthum] nicht erkennen wollen, mit denen wird Gott wohl handeln; darum man ihren Leibern keine Gewalt anthun soll, es wäre denn, daß sie so ungebührlich verführen, daß man das nicht unterlassen könnte. LXV. Qui errorem non agnoscunt nec ponunt, Deo sunt relinquendi, nec vis corporibus illorum inferenda nisi tam enormiter ac tumultuose se gerant, ut parcere illis magistratui salva publica tranquillitate non liceat.
LXVI. Es sollen alle geistlichen Vorgesetzten sich sogleich herablassen, und einzig das Kreuz Christi, nicht die Kisten aufrichten, oder sie gehen unter; die Art steht am Baum. LXVI. Humilient se illico quicunque in Ecclesia sunt præfecti, crucemque Christi (non cistam) erigant; aut perditio eorum adest, nam securis radici arboris est admota.
LXVII. Wenn Jemand begehrte, ein Gespräch mit mir zu haben von Zinsen, Zehenten, ungetauften Kindern, von der Firmelung, entbiete ich mich willig, zu antworten. LXVII. Si cui libet disserere mecum de decimis, reditibus, de infantibus non baptizatis, de confirmatione, non detrectabo colloquium.

Hier unternehme Keiner zu streiten mit Sophisterei oder Menschentand, sondern komme, die Schrift zum Richter zu haben (die Schrift athmet den Geist Gottes), damit man die Wahrheit entweder finde, oder, wenn sie gefunden ist, wie ich hoffe, behalte.

Amen. Das walte Gott!

 


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