Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen, Dass man ein solch scharf Urtheil hat gesprochen? Was ist die Schuld? in was für Missethaten Bist du gerathen? | Du wirst verspeit, geschlagen und verhöhnet, Gegeisselt und mit Dornen scharf gekrönet, Mit Essig, als man dich ans Kreuz gehenket, Wirst du getränket. | Was ist die Ursach aller solcher Plagen? Ach, meine Sünden haben dich geschlagen; Ich, ach Herr Jesu! habe diess verschuldet, Was du erduldet. | Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe! Der gute Hirte leidet für die Schaafe, Die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte, Für seine Knechte. | Der Fromme stirbt, der recht und richtig wandelt, Der Böse lebt, der wider Gott misshandelt, Der Mensch verwirkt den Tod, und ist entgangen, Gott wird gefangen. | Ich war von Fuss auf voller Schand und Sünden, Bis zu dem Scheitel war nichts Guts zu finden, Dafür hätt ich dort in der Höllen müssen Ewiglich büssen. | O grosse Lieb, o Lieb ohn alle Masse, Die dich gebracht auf diese Marterstrasse! Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden, Und du musst leiden. | Ach, grosser König, gross zu allen Zeiten, Wie kann ich gnugsam solche Treu ausbreiten? Kein menschlich Herze mag ihm diess ausdenken, Was dir zu schenken. | Ich kanns mit meinen Sinnen nicht erreichen, Mit was doch dein Erbarmung zu vergleichen: Wie kann ich dir denn deine Liebesthaten Im Werk erstatten! | Doch ist noch etwas, das dir angenehme, Wenn ich des Fleisches Lüste dämpf und zähme, Dass sie aufs Neu mein Herze nicht entzünden Mit alten Sünden. | Weil aber diess nicht steht in eignen Kräften, Dem Kreuze die Begierden anzuheften, So gieb mir deinen Geist, der mich regiere, Zum Guten führe. | Alsdann so werd ich deine Huld betrachten, Aus Lieb zu dir die Welt für gar nichts achten, Ich werde mich bemühen, deinen Willen Stets zu erfüllen. | Ich werde dir zu Ehren alles wagen, Kein Kreuz nicht achten, keine Schmach und Plagen, Nichts von Verfolgung, nichts von Todesschmerzen Nehmen zu Herzen. | Diess alles, obs für schlecht zwar ist zu schätzen, Wirst du es doch nicht gar bei Seite setzen, In Gnaden wirst du diess von mir annehmen, Mich nicht beschämen. | Wenn dort, Herr Jesu, wird vor deinem Throne Auf meinem Haupte stehn die Ehrenkrone, Da will ich dir, wenn alles wird wohlklingen, Lob und Dank singen. | |