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NICHTIGKEIT IRDISCHER FREUDEN.

Ihr wisset, dass ihr bey ihr selbst eine bessere und bleibende Habe im Himmel habt.

David Denicke. 1603-1680.

Ach, treuer Gott, ich ruf zu dir,

Hilf, dass mich nicht bethöre

Die böse Lust, die steckt in mir,

Nach Reichthum, Wollust, Ehre:

Gieb, dass ich an dein Wort mich halt,

Und dadurch, was mich mannigfalt

Anfichtet, überwinde.

Ach, meine Seel kann ihre Ruh

Im Zeitlichen nicht finden;

Was ich da vornehm’ oder thu,

Wie Rauch pflegt zu verschwinden:

Unsterblich ist die Seel, es muss

Unsterblich sein, was ohn Verdruss

Dieselbe soll vergnügen.

Mir ist nichts auf der Welt bewusst,

Dass solche Ruh könnt geben,

Nicht Augenlust, nicht Fleischeslust,

Nicht hoffährtiges Leben:

Drum will ich auch nicht denken drauf,

Und mein Gemüth zu Gott hinauf

Und seiner Fülle richten.

O höchstes Gut, sei hier und dort

Mein Reichthum, Lust und Ehre:

Gieb, dass in mir sich fort und fort

Das Sehnen nach dir mehre;

Dass ich dich stets vor Augen hab,

Mir selbst und allem sterbe ab,

Das mich von dir will ziehen.

Hilf, dass ich meinen Wandel führ

Bei dir im Himmel oben,

Da ich werd ewig sein mit dir,

Dich schauen und dich loben:

So kann mein Herz zufrieden sein,

Und finden, Gott, in dir allein

Die wahre Ruh und Freude.

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