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STUNDEN DES LEIDENS.

Den Abend lang währet das Weinen:

Aber des Morgens die Freude.

Johann Friedrich Löwe. 1729-1771.

Gott, wann erquickt dein süsser Friede

Diess Herz, das keinen Frieden hat?

Ich netze, ganz von Seufzen müde,

Mit Thränen meine Lagerstatt,

Und bete: Herr, vernimm mein Schrein,

Und heile mein verdorrt Gebein!

Wie lange willst du mein vergessen?

Du schlägst und ich verschmachte schier:

Soll ich mein Brod in Trübsal essen?

Es sei! Auch Trübsal kömmt von dir:

Nur lehre mich Gelassenheit

Auch in der längsten Prüfungszeit.

Was hilft es, dass ich ängstlich klage?

Blieb je des Höchsten Hülfe fern?

Sind nicht des Menschen längste Tage

Nur eine Spanne vor dem Herrn?

Sein Zorn währt einen Augenblick,

Und ewig, ewig unser Glück.

Diess Glück wird dem gewiss erscheinen,

Der kindlich ihm vertrauen kann:

Nur bis zum Abend währt das Weinen,

Am Morgen bricht die Freude an,

Da Jesus, unser Herr und Freund,

Zu unserm ewgen Licht erscheint.

Was hilft es, Herz, dass du dich quälest?

Sei ruhig, harr auf deinen Gott:

Bei Trübsalstunden, die du zählest,

Zähl auch das Ende deiner Noth,

Und halte dem in Demuth still,

Der dich durch beides prüfen will.

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