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Der Leidensweg.

Welchen der Herr lieb hat, den züchtiget Er; Er stäupet aber einen jeglichen Sohn den Er aufnimmt.

Christian Friedrich Richter. 1676-1711.

Gott, Den ich als Liebe kenne,

Der Du Krankheit auf mich legst,

Und des Leidens Gluth erregst,

Dass ich davon stöhn und brenne:

Brenne doch das Böse ab,

Das den Geist bisher gehindert,

Das der Liebe Regung mindert,

Die ich öfters von Dir hab.

In der Schwachheit sei Du kräftig,

In den Schmerzen sei mir süss;

Schaffe, dass ich Dich geniess,

Wenn die Krankheit streng und heftig:

Denn was jetzt den Leib bewegt,

Was mein Fleisch und Mark verzehret,

Was den Körper jetzt beschweret,

Hat die Liebe selbst erregt.

Leiden ist jetzt mein Geschäfte;

Anders kann ich jetzt nicht thun,

Als nur in dem Leiden ruhn:

Leiden müssen meine Kräfte,

Leiden ist jetzt mein Gewinnst;

Das ist jetzt des Vaters Wille,

Den verehr ich sanft und stille,

Leiden ist mein Gottesdienst.

Gott, ich nehms aus deinen Händen

Als ein Liebeszeichen an,

Denn in solcher Leidensbahn

Willst Du meinen Geist vollenden:

Auch die Labung, die man mir

Zu des Leibes Nothdurft giebt,

Kommt von Dir, Der mich geliebet,

Alles kommt, mein Gott, von Dir.

Lass nur nicht den Geist ermüden

Bei des Leibes Mattigkeit,

Dass er sich zu aller Zeit

In Dich senk in Lieb und Frieden:

Lass des Leibes Angst und Schmerz

Nicht der Seelen Auffahrt hindern

Und die Ruhe in mir mindern;

Unterstütze Du das Herz.

Hilf mir, dass ich ganz bescheiden

Und mit aller Freudigkeit,

Ruhe und Gelassenheit,

Mög auf meinem Bette leiden:

Denn wer so am Fleische leidt,

Wird gereinigt von den Sünden,

Und durch schmerzliches Empfinden

Nur an seinem Geist erneut.

Dir empfehl ich nun mein Leben,

Und dem Kreuze meinen Leib;

Gieb, dass ich mit Freuden bleib

An Dich völlig übergeben:

Denn so weiss ich festiglich,

Ich mag leben oder sterben,

Dass ich nicht mehr kann verderben;

Denn die Liebe reinigt mich.

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