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Des Kranken Morgenlied.

Ich bin der Herr dein Gott, der deine rechte Hand stärket, und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, Ich helfe dir.

Anton Ulrich, Duke of Brunswick. 1633-1714.

Nun tret ich wieder aus der Ruh,

Und geh dem sauern Tage zu,

Wie mir ist auferleget:

Nicht weiss ich, was für neue Plag

Mir heute noch begegnen mag;

Doch weiss ich, dass mich träget

Mein frommer Gott in seiner Hut,

Dass mir die Last nicht Schaden thut.

Zwar meine Bürd ist täglich neu,

Doch ist mein Gott auch täglich treu,

Der träget meine Sorgen;

Vor Abends Keiner recht vernimmt,

Was ihm den Tag all ist bestimmt:

Es bahnt ein jeder Morgen

Mir einen frischen Weg zur Pein,

Der kann mit Gott erstiegen sein.

Weil ich denn das versichert bin,

Was trauerst du, verzagter Sinn,

Die Bürd auf dich zu legen?

Trag was du kannst, Gott träget mit,

Der Herr der Welt, Der strauchelt nicht,

Bei Ihm ist lauter Segen;

Mit Ihm geh ich stets frisch daran,

Und scheue nicht die Leidensbahn.

So ist getrost mein frischer Muth,

Wenn ich mich in des Höchsten Gut

Kann eingeschlossen sehen;

Doch das ich des versichert sei,

Muss ich von Sünden leben frei,

Und Gottes Wege gehen:

Mein Gott geht nimmer meinen Steg,

Wo ich nicht wandle seinen Weg.

Drum, liebster Gott, leit meinen Fuss,

Dass ich Dir folg in wahrer Buss,

Und läutre mich von Sünden;

So kann ich, als ein kühner Held,

Bestreiten diese böse Welt,

Mit Dir sie überwinden:

So tret ich muthig an den Tag,

Und scheue nicht, was kommen mag.

Ich leg auf Dich, mein Gott und Herr,

Was mir zu tragen wird zu schwer,

Die Last, die mich gebogen:

Ich lege meine Würd und Stand

In deine grosse Allmachtshand,

Die Du mir nie entzogen:

Mit der hast Du von Jugend auf

Geleitet meinen Lebenslauf.

Ich leg in deinen Schooss hinein

Die meine Blutsverwandten sein,

Da sind sie wohl beschlossen:

Ich lege meine arme Seel

In Jesu sichre Wundenhöhl,

Du wirst sie nicht verstossen,

Wenn sie vom Leibe scheidt der Tod:

Ich leg mich ganz in Dich, mein Gott.

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