O Ewigkeit! O Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! Doch eilt zu dir der Menschen Zeit Gleichwie das kühne Pferd zum Streit, Nach Haus der Bot, das Schiff zum Port, Der schnelle Pfeil vom Bogen fort: Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | O Ewigkeit! O Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! Gleichwie en einer Kugel rund Kein Anfang und kein End ist kund, So auch, o Ewigkeit, an dir Bleibt weder Ein- noch Ausgang für: Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | O Ewigkeit! o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! Du bist ein Ring, unendlich weit, Dein Mittelpunkt heisst Allezeit, Dein runder Umkreis Niemals heisst, Dieweil er nie kein Ende weist: Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | O Ewigkeit! o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! Es trüge wohl ein Vögelein Weg aller Berge Sand und Stein, Wenns nur käm alle tausend Jahr, Du Ewigkeit bleibst immerdar: Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | O Ewigkeit! o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! So lange als Gott Gott wird sein, So lang wird sein der Höllen Pein, So lang wird sein des Himmels Freud: O lange Freud! o langes Leid! Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | O Ewigkeit! o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! O Mensch, oft deine Sinnen stell Zu denken an die Qual und Höll Und an der Frommen Herrlichkeit, Es währet beides ohne Zeit: Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | O Ewigkeit! o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! Wie schrecklich bist du in der Pein, Wie lieblich in der Freuden Schein! Hier Gottes Güte noch erfreut, Dort schrecket sein Gerechtigkeit: Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | O Ewigkeit! o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! Der hier gelebet arm und bloss, Ruht ewig reich in Gottes Schooss; Er liebt und lobt das höchste Gut In vollem Trost und Freudenmuth: Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | O Ewigkeit! o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! Ein Augenblick ist alle Freud, Dadurch man kommt in stetes Leid; Ein Augenblick ist alles Leid, Dadurch man kommt in stete Freud: Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | O Ewigkeit! o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! Verständig ist, der dich betracht, Des Fleisches Lust er leicht veracht; Bei ihm die Welt nicht Platz mehr findt, Die Lieb zum Eitlen bald verschwindt: Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | O Ewigkeit! o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! Wer dich besinnt, zu Gott so spricht: Hier brenn! hier schneid! hier straf und richt! Hier handle nach Gerechtigkeit! Verschon nur nach der Gnaden Zeit! Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | O Ewigkeit! o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! Ich, Ewigkeit, ermahne dich, O Mensch, gedenk nur oft an mich; Denn ich der Sünder Straf und Pein, Der Gotteslieb ein Lohn soll sein: Betracht, o Mensch, die Ewigkeit! | |