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Anrufung des Heiligen Geistes.

Siehe, Ich stehe vor der Thür und klopfe an: So jemand meine Stimme hören wird, und die Thür aufthun, zu dem werde Ich eingehen.

Paul Gerhard. 1606-1676.

Zeuch ein zu deinen Thoren,

Sei meines Herzens Gast,

Der du, da ich geboren,

Mich neu geboren hast:

O hochgeliebter Geist

Des Vaters und des Sohnes,

Mit Beiden gleichen Thrones,

Mit Beiden gleich gepreist!

Zeuch ein, lass mich empfinden

Und schmecken deine Kraft,

Die Kraft, die uns von Sünden

Hülf und Errettung schafft;

Entsündge meinen Sinn,

Dass ich mit reinem Geiste

Dir Ehr und Dienste leiste,

Die ich dir schuldig bin.

Ich war ein wilder Reben,

Du hast mich gut gemacht;

Der Tod durchdrang mein Leben,

Du hast ihn umgebracht

Und in der Tauf erstickt,

Als wie in einer Fluthe

Mit dessen Tod und Blute,

Der uns im Tod erquickt.

Du bist das heilge Oele,

Dadurch gesalbet ist

Mein Leib und meine Seele

Dem Herren Jesu Christ

Zum wahren Eigenthum,

Zum Priester und Propheten,

Zum König, den in Nöthen

Gott schützt im Heiligthum.

Du bist ein Geist, der lehret

Wie man recht beten soll;

Dein Beten wird erhöret,

Dein Singen klinget wohl;

Es steigt zum Himmel an,

Es steigt und lässt nicht abe,

Bis der geholfen habe,

Der Allen helfen kann.

Du bist ein Geist der Freuden,

Vom Trauren hältst Du nicht,

Erleuchtest uns im Leiden

Mit deines Trostes Licht:

Ach ja wie manchesmal

Hast Du mit süssen Worten

Mir aufgethan die Pforten

Zum goldnen Freudensaal.

Du bist ein Geist der Liebe,

Ein Freund der Freundlichkeit,

Willst nicht, dass uns betrübe

Zorn, Zank, Hass, Neid und Streit:

Der Feindschaft bist Du feind,

Willst, dass durch Liebesflammen

Sich wieder thun zusammen

Die voller Zwietracht sind.

Du, Herr, hast selbst in Händen

Die ganze weite Welt,

Kannst Menschenherzen wenden,

Wie Dir es wohlgefällt:

So gieb doch deine Gnad

Zum Fried und Liebesbanden,

Verknüpf in allen Landen

Was sich getrennet hat.

Erhebe Dich und steure

Dem Herzleid auf der Erd,

Bring wieder und erneure

Die Wohlfarth deiner Herd:

Lass blühen wie zuvor

Die Länder, so verheeret,

Die Kirchen, so zerstöret

Durch Krieg und Feuers Zorn.

Beschirm die Obrigkeiten,

Bau unsers Fürsten Thron,

Lass Segen uns begleiten,

Schmück als mit einer Kron

Die Alten mit Verstand,

Mit Frömmigkeit die Jugend,

Mit Gottesfurcht und Tugend

Das Volk im ganzen Land.

Erfülle die Gemüther

Mit reiner Glaubenszier,

Die Häuser und die Güter

Mit Segen für und für:

Vertreib den bösen Geist,

Der Dir sich widersetzet,

Und, was dein Herz ergötzet,

Aus unserm Herzen reisst.

Gieb Freudigkeit und Stärke,

Zu stehen in dem Streit,

Den Satans Reich und Werke

Uns täglich anerbeut:

Hilf kämpfen ritterlich,

Damit wir überwinden,

Und ja zum Dienst der Sünden

Kein Christ ergebe sich.

Richt unser ganzes Leben

Allzeit nach deinem Sinn,

Und wenn wirs sollen geben

Ins Todes Rachen hin;

Wenns mit uns hier wird aus,

So hilf uns fröhlich sterben

Und nach dem Tod ererben

Des ewgen Lebens Haus.

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