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Das unschuldige Lamm.

Wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführet wird.

Paul Gerhard. 1606-1676.

Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld

Der Welt und ihrer Kinder,

Es geht und träget in Geduld

Die Sünden aller Sünder;

Es geht dahin, wird matt und krank,

Ergiebt sich auf die Würgebank,

Verzicht auf alle Freuden,

Es nimmet an Schmach, Hohn und Spott,

Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod,

Und spricht: Ich wills gern leiden.

Mein Lebetage will ich Dich

Aus meinem Sinn nicht lassen,

Dich will ich stets, gleich wie Du mich,

Mit Liebesarmen fassen:

Du sollst sein meines Herzens Licht,

Und wenn mein Herz in Stücken bricht,

Sollst Du mein Herze bleiben:

Ich will mich Dir, mein höchster Ruhm,

Hiermit zu deinem Eigenthum

Beständiglich verschreiben.

Ich will von deiner Lieblichkeit

Bei Nacht und Tage singen,

Mich selbst auch Dir zu aller Zeit

Zum Freudenopfer bringen:

Mein Bach des Lebens soll sich Dir

Und deinem Namen für und für

In Dankbarkeit ergiessen;

Und was Du mir zu gut gethan,

Dass will ich stets, so tief ich kann,

In mein Gedächtniss schliessen.

Was schadet mir des Todes Gift!

Dein Blut das ist mein Leben:

Wenn mich des Kreuzes Hitze trifft,

So kann mirs Schatten geben;

Setzt mir der Wehmuth Schmerzen zu,

So find ich bei Dir meine Ruh,

Wie auf dem Bett ein Kranker;

Und wenn des Kreuzes Ungestüm

Mein Schifflein treibet um und um,

So bist Du dann mein Anker.

Wenn ich soll endlich treten ein

In deines Reiches Freuden,

So soll diess Blut mein Purpur sein,

Ich will mich darein kleiden;

Es soll sein meines Hauptes Kron,

In welcher ich will vor den Thron

Des höchsten Vaters gehen,

Und Dir, dem er mich anvertraut,

Als eine wohlgeschmückte Braut

An deiner Seiten stehen.

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