Bei stiller Nacht, Zur ersten Wach, Erscholl ein banges Klagen; Am düstern Ort, Im Garten dort, Begann ein Herz zu zagen. | Es war der Herr, Er litt so schwer, Die Seele rang im Qualen; In grosser Noth, Betrübt zum Tod, Der Sünde Sold zu zahlen. | Den Adern heiss Entquoll der Schweiss, In schweren Tropfen Blutes; Sein Herz ward leer, Stets mehr und mehr, Der Stärke und des Muthes. | Denn grenzenlos, Unendlich gross, Steht da vor seinem Blicke Der Menschen Schuld Gen Gottes Huld, Ein Abgrund voll der Tücke. | Der Bösen Rath, Der Frevler That, Und aller Menschen Fehle, Tritt grauenvoll, Wie Höllengroll, Vor die erschreckte Seele. | Die Sünden all, Von Adams Fall, Bis zu dem jüngsten Tage, Der ganzen Fluch Im Schuldenbuch Liegt auf dem Herrn als Klage. | Ihm sich enthüllt, Hoch angefüllt, Der Kelch der bittern Leiden, Von Judas Kuss, Und falschem Gruss, Bis zu der Seele Scheiden. | Die Peinigung Vom Geisselschwung, Der Schmerz der Dornenkrone, Und jede Plag, Und jede Klag, Steht vor dem Menschensohne. | Und vor Ihm schwebt— Er schaut’s und bebt— Das Kreuz, vom Fluch beschweret; Er fühlt die Qual, Die Ihm am Pfahl Des Lebens Mark verzehret. | Zur Erde fällt Der Herr der Welt, Ihm will die Brust zerspringen; Blickt stöhnend dann Den Himmel an, Und ruft mit Händeringen: | O lass an Mir, Gefällt es Dir, Den Kelch vorübergehen! Doch, Vater, nicht Was mein Herz spricht, Was Du willst soll geschehen. | Und dreimal schickt, In Staub gebückt, Der Mittler dieses Flehen Zum Himmel auf— Vom Himmel d’rauf Wird Lind’rung seinen Wehen. | Heil uns! Er nimmt, So Ihm bestimmt, Den bittern Kelch der Leiden! Anbetung Dir, Herr, für und für, Und Preis in ew’ge Zeiten! | |