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2) Die Notwendigkeit einer Neuschöpfung

Das Verdienst des Gehorsams Christi und sein Leiden reichten für alle Menschen aus. Die Frage aber ist: Weshalb wird der eine gerettet und geht der andere verloren? Was bewegt manche Menschen, sich zu bekehren und zu glauben, während andere, die das gleiche Evangelium erreicht, es ablehnen und unbußfertig im Unglauben beharren? Der Calvinismus sagt, es sei Gott, was  diesen Unterschied bewirkt und den einen innerlich überzeugt, zu Ihm zu kommen; der Arminianismus schreibt diese Entscheidung dem Menschen selbst zu. Als Calvinisten sind wir davon überzeugt, dass der Mensch seit seinem Fall so sehr sich selbst überlassen ist, dass er von sich aus diesen Zustand der Rebellion beibehält und alle Angebote der Errettung ablehnt. Christus wäre umsonst gestorben. Aber da er sich »an der Arbeit seiner Seele sattsehen wird« (Jes 53,11), wird diese wirksame Kraft nicht dem sündigen Willen des launischen141141     Hätte der Arminianismus recht, dann wäre auch auschlaggebend, wann den Menschen das Evangelium erreicht, ob in seiner Jugend, im Alter, in Krankheit, Freude, Not — es ist sicher, dass er sich nicht in allen Lebenslagen gleich entschiede. Schon allein darin, dass das Evangelium einen Menschen zu einer Zeit trifft, in der er — arminianisch gesprochen — geneigt ist, eine Ja-Entscheidung zu treffen, muss man Vorherbestimmung sehen, weil sonst tatsächlich alles ein billiges und zufälliges Angebot wäre (billig nicht im Sinne des Inhaltes, sondern der zufälligen Gelegenheit (A. d. Ü.). Menschen überlassen. Vielmehr erreicht der Heilige Geist mit diesem Werk der Erlösung in seinen Erwählten, dass sie bereuen und glauben und dadurch zu Erben des ewigen Lebens gemacht werden.

Die Lehre der Schrift besagt, dass der Mensch ist in seinem natürlichen Zustand vollkommen verdorben ist und niemals aus sich selbst heilig und glückselig werden kann. Er ist — geistlich gesehen — tot und bedarf als Ganzer der Rettung Christi. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass der Mensch in seinem gefallenen Zustand als Feind Gottes dasteht und dass daher dieser Zustand der Feindschaft erst einmal beseitigt werden muss, ehe der Mensch überhaupt ein Verlangen nach Gottes Willen haben kann. Wenn sich ein Sünder nach Vergebung und Erlösung durch Christus sehnen soll, so muss er erst eine neue Neigung bekommen. Er muss zuerst von neuem (oder: von oben) geboren werden (Joh 3,3). Leicht genug zu sehen: Der Teufel und die gefallenen Engel wären selbst schon auf diese souveräne Art verändert worden, wenn sie zum Heil vorherbestimmt wären; das sündige Prinzip, das dem gefallenen Menschen innewohnt, ist das gleiche, das den gefallenen Engeln innewohnt, nur vielleicht nicht mit jener Intensität. Wenn der Mensch in Sünden tot ist, dann wird nichts weniger als die übernatürliche und lebenspendende Kraftwirkung des Heiligen Geistes selbst notwendig sein, um ihn aus diesem Tod zum Leben zu erwecken. Könnte der gefallene Mensch den Himmel mit seiner sündigen Natur erreichen, dann wäre ihm der Himmel so schlecht wie die Hölle, denn mit dieser Umgebung stünde er alles andere als in Harmonie. Er würde die himmlische Atmosphäre verabscheuen und sich in Gottes Gegenwart nichts als elend fühlen. Daher ist es notwendig, dass der Heilige Geist ihn zunächst verändert.

Es liegt in der Natur der Sache, dass genauso wenig, wie der Mensch selbst vom Tod auferstehen kann, er auch nicht den ersten Schritt zu seiner Erlösung tun kann. Die Erneuerung ist eine auf freier Entscheidung Gottes basierende Gabe, die gnadenvoll jenen zugewandt wird, die Er erwählt hat, und zu dieser Neuschöpfung ist allein Gott in der Lage. Diese Gnade kann nicht aufgrund eines vorhergesehenen guten Sachverhalts im Menschen selbst gewährt werden, denn die alte Natur des Menschen erlaubt ihm nicht, auch nur eine einzige Sache zu bewerkstelligen, die Gott genügte, und daher kann eine solche Sache gar nicht vorhergesehen werden. Der Mensch in seinem natürlichen Zustand ist gar nicht in der Lage, seine vollkommene Hilflosigkeit zu begreifen. Er bildet sich im Gegenteil ein, dass er sich selbst ändern könne und sich gegebenenfalls auch für Gott entscheiden könne, wenn er wolle. Er bildet sich sogar ein, dass er den Plänen der unendlichen Weisheit widerstehen könne und damit die Handlungen des Allmächtigen selbst noch vereiteln könne. Dr. Warfield sagt:

»Der sündige Mensch ist bedürftig, aber nicht eines Anreizes oder eines Beistandes, sich selbst zu retten, sondern er ist der ganzen Rettung bedürftig. Jesus ist nicht gekommen um guten Rat zu geben, zu drängen oder zu locken oder Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten, sondern um zu retten.«142142     Boettner gibt die Quelle nicht an.


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